ANTON BRUCKNER BUSBAHNHOF / 9 + 2 UMSTIEGE

Edith Stauber, 2024
Druckmappe mit 11 Blättern (signiert und numeriert), Format A4, Digitaldruck auf Fotokarton, Auflage 20 Stück

Viele Orte in Oberösterreich, wie St. Florian, Steyr oder Vöcklabruck erinnern an Bruckners Lebens-, Erholungs-, und Komponierstationen, die er regelmäßig per Dampfschiff, Zug oder Postkutsche aufsuchte. Heute würde er diese Orte schneller und einfacher erreichen. Er würde dabei am Linzer Busbahnhof umsteigen und die Wege und Wartezeiten vielleicht mit Gedanken an die neue  Symphonie oder an seine Lehrtätigkeit in Wien verbringen, oder sich schon auf das Orgelspielen in St. Florian freuen. Wie auch immer: In elf fiktiven Umstiegen (analog zu den neun „offiziellen“ sowie den zwei inoffiziellen“ Symphonien) wird zwischen Broterwerb und künstlerischer Arbeit, zwischen Wegfahren und Ankommen aus Bruckners Leben erzählt und es ins Heute transportiert. Die tagebuchartigen Texte in den Bildern orientieren sich an realen Begebenheiten in seinem Leben, welche untenstehend genauer nachzulesen sind.

Umstieg 1

Umstieg 2

Umstieg 3


Umstieg 4

Umstieg 5

Umstieg 6


Umstieg 7

Umstieg 8

Umstieg 9


Umstieg 10

letzter Umstieg


Umstieg 1 / St. Florian - Linz
Nach einem Probespiel am November 1855 wird Anton Bruckner provisorischer Dom- und Stadtpfarrorganist. Nach einem neuerlichen Probespiel am 25. Jänner 1856 wird er definitiv als Domorganist angestellt. Im März wird er Mitglied der Liedertafel Frohsinn (die heutige Singakademie Linz), deren Chorleiter er 1860 wird, und der er auch nach seinem Umzug nach Wien verbunden bleibt. Drei Jahre später wird er als knapp 40-Jähriger eine erste Symphonie komponieren - die Studiensymphonie.
Studiensymphonie f-Moll 1863

Umstieg 2 / Linz - Wien
Die 1. Symphonie wurde im Mai 1868 unter Bruckners Leitung im Redoutensaal in Linz uraufgeführt. Am 1. Oktober 1868 tritt er die Professur für Harmonielehre, Kontrapunkt und Orgel am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde Wiens an. Seine Schwester Anna zieht mit ihm nach Wien, - in eine Zweizimmerwohnung in der Währingerstrasse 41 - und führt dort bis zu ihrem frühen Tod 1870 den Haushalt. Von seinem Bruder Ignaz läßt er sich regelmäßig Geselchtes aus
St. Florian nach Wien liefern.
1. Symphonie c-Moll Linzer Fassung 1865 / 66, Wiener Fassung 1891

Umstieg 3 / Wien - Linz (Besuch Liedertafel Frohsinn) - Marienbad / Karlsbad - Bayreuth
1869 und 1871 führen Bruckner erfolgreiche Orgelreisen nach Frankreich und London. 1869 vollendet er auch eine zweite Symphonie, die er später annulliert. 1872 komponiert er eine dritte Symphonie, die in der Zählung die Zweite wird. Sie wird von den Philharmonikern auf Grund ihrer Länge abgelehnt. Er beginnt sofort mit der Dritten und legt noch im Herbst des selben Jahren (nach einem Aufenthalt in Karlsbad und Marienbad) beide Symphonien Richard Wagner vor, der eine Widmung für die 3. Symphonie annimmt.
Symphonie d-Moll (die Annullierte) 1869
2. Symphonie c-Moll 1. Fassung 1871 / 72, Umarbeitungen 1873 / 76 / 77
3. Symphonie d-Moll 1. Fassung 1872 / 73, 2. Fassung 1876 - 78, 3. Fassung 1877 - 1899

Umstieg 4 / Wien - Linz - Steyr (Aufenthalt im Stadtpfarrhof Steyr)
Ab 1875 hält sich Bruckner in den Sommerferien häufig in Steyr auf, wo er wesentliche Teile der achten und neunten Symphonie fertigstellt und nebenbei auch gerne die Schwimmschule besucht. 1875 ist ein schwieriges Jahr für ihn. Seine neben dem Konservatorium gut dotierte Anstellung an der Lehrerbildungsanstalt St. Anna endet 1873. Finanzielle Sorgen plagen ihn. 1874 bemüht er sich um einen neu einzurichtenden Lehrstuhl für Musiktheorie an der Universität Wien. Der bekannte Musikkritiker Eduard Hanslick stellt sich dagegen. Die dritte Symphonie wird von den Philharmonikern abgelehnt. 1874 stellt er die vierte Symphonie fertig und beginnt 1875 die Fünfte.
4. Symphonie Es-Dur 1. Fassung 1874, 2. Fassung 1878 - 80, 3. Fassung 1887 - 89
5. Symphonie B-Dur 1. Fassung 1875 / 76, 2. Fassung 1877 - 78


Umstieg 5 / Montblanc …Genf … Bern … München - Linz - St. Florian
Bruckner hat eine Vorliebe für hohe Berge und unternimmt 1880 eine Urlaubsreise in die Schweiz, um - neben anderen Sehenswürdigkeiten - den höchsten Berg Europas, den Montblanc, zu sehen. Die Rückreise führt ihn über Genf, Lausanne und Bern. Überall spielt er die Orgeln der Kathedralen.
Über München fährt er nach St. Florian, wo er den Resturlaub verbringt und bei dem ihm nachgesagten üppigen Kaffeekonsum die Sechste beginnt.
6. Symphonie A-Dur 1879 - 81

Umstieg 6 / Vöcklabruck - Linz - Wien
Anton Bruckner hielt sich neben St. Florian und Steyr auch gerne in Vöcklabruck auf, wo seine Schwester Rosalia wohnte. Dort findet auch am 4. September 1884 eine Geburtstagsfeier zu seinem Sechziger statt. Nachdem er ein Jahr zuvor die Siebte fertiggestellt hatte (keine Änderungen, keine Umarbeitungen), wird sie am 30.12.1884 In Leipzig uraufgeführt. Die Siebte ist Bruckners Durchbruch. 30 Aufführungen zu seinen Lebzeiten - von Amsterdam bis New York - sind bekannt. Bei der Uraufführung in Wien 1886 wird sie von seinen Kritikern, u.a. auch Hanslick, der die Siebte als „symphonische Riesenschlange“ bezeichnet, zerrissen.
7. Symphonie E-Dur 1881 - 83

Umstieg 7 / Steyr - Linz - St. Florian
1887 vollendet Bruckner die erste Fassung der 8. Symphonie in Steyr und beginnt ein paar Wochen später mit der Neunten.
8. Symphonie c-moll 1. Fassung 1884 - 87, 2. Fassung 1887 - 90
9. Symphonie d-moll  1887 - 94, Unvollendetes Finale 1895 / 96

Umstieg 8 / Wien - Linz
1890 bewilligt der oberösterreichische Landtag Anton Bruckner eine jährliche Ehrengabe von 400 Gulden. Nach drei Absagen erfolgt im Dezember in Wien endlich

die Aufführung der 3. Symphonie durch die Wiener Philharmoniker. Das Konzert wird ein Triumph.

Umstieg 9 / Wien - Linz - Steyr  (Aufführung des Te Deums in Steyr durch Bruckners Freund und Kirchenchorleiters Franz Xaver Bayer)
1891 endet Bruckners Tätigkeit am Konservatorium. Im November erhält er die Ehrendoktorwürde der Universität Wien. Nach umfangreichen Umarbeitungen der

1. Symphonie findet im Dezember die Uraufführung dieser Wiener Fassung durch die Wiener Philharmoniker statt. 1892 findet die Uraufführung der Achten statt.

Aufgrund von Komponieraufträgen und zunehmenden gesundheitlichen Problemen findet er wenig Zeit für die Arbeit an der 9. Symphonie.

Umstieg 10 / St. Florian - Linz - Wien
Bruckner plant sein Begräbnis akribisch. Im November 1893 verfasst er ein Testament mit dem Wunsch, dass sein Leichnam einbalsamiert und in der Gruft unter der Orgel in St. Florian beigesetzt werden sollte. 1894 verbringt er in St. Florian zum letzten Mal die Karwoche. Er hört sein 1892 fertig gestelltes Vexilla Regis.

Im November 1894 vollendet er den dritten Satz der 9. Symphonie.

Letzter Umstieg
Am 11. Oktober 1896 stirbt Anton Bruckner. Nach einer Einsegnung in der Wiener Karlskirche wird sein einbalsamierter Leichnam per Bahn nach Asten

überführt und von dort zum Stift St. Florian gebracht. Am 15. Oktober wird er in der Gruft unter der Stiftsorgel beigesetzt.


Ausstellungssituation im Turm 9, Stadtmuseum Leonding während der Ausstellung "Anton zwischen den Welten".